Österreich – Türkei

….“Es gibt wenige Länder, mit denen Österreich so lange diplomatische Beziehungen unterhält, wie mit der Türkei. Vor fast 500 Jahren, d.h. im Jahr 1528, entsandte Ferdinand I. erstmals Gesandte an den Sultanshof: Gioan Maria Malvezzi, gefolgt von Ogier Ghislain de Busbecq. Seit dem Waffenstillstand des Jahres 1547 waren die Habsburger – mit Unterbrechungen – durch ständige Gesandte (Residenten) vertreten. Eine ständige diplomatische Vertretung Österreichs bestand in Konstantinopel ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Die erste osmanische Botschaft in Europa

Seit 1798  ( über 220 Jahren-2018) war das Osmanische Reich durch ständige Diplomaten in Wien vertreten. Die erste osmanische Botschaft wurde 1791 in Wien als erste Vertretung in einem europäischen Land eingerichtet.

Diplomatische Akademi in Wien als „Orientalische Akademie(Osmanische Reiche)“ gegründet-Türkisch/Osmanisch als erste Fremdsprache!

Die Diplomatische Akademie in Wien wurde schon 1754 von Kaiserin Maria Theresia als „Orientalische Akademie“ , als staatliche Ausbildungsstätte für Diplomaten gegründet, die insbesondere dazu beitragen sollte, die Beziehungen zum Osmanischen Reich zu vertiefen; an ihr war Türkisch/Osmanisch als erste Fremdsprache Pflichtfach. Die Akademie ist damit weltweit die älteste noch bestehende Institution ihrer Art.

Der Türkische Republik-28.01.1924: Auhnahme der diplomatischen Beziehungen

Zwischen der Türkischen Republik und der Republik Österreich kann der 28. Jänner 1924 als Aufnahme der diplomatischen Beziehungen gesehen werden, an dem ein Freundschaftsvertrag mit der am 29. Oktober 1923 gegründeten jungen Türkischen Republik geschlossen wurde. Die Österreichische Botschaft Ankara wurde 1935 vom berühmten österreichischen Architekten Clemens Holzmeister fertig gestellt.

Der Name „Ostarrichi“ (Österreich)-Seit 996

Die Wurzeln des heutigen Österreichs reichen in prähistorische Zeiten zurück. Das erste staatliche Gebilde war das keltische Königreich Noricum, das um Christi Geburt Großteiles in das Römische Reich integriert wurde. Damals entstanden viele römische Siedlungen wie Vindobona (Wien) oder Iuvavum (Salzburg). Mit den Wirren der Völkerwanderung zerbrach das Römische Reich. Germanenstämme und asiatische Reitervölker wie die Hunnen bevölkerten Europa. Ab dem 6. Jahrhundert siedelten sich die Bajuwaren (Bayern), ein Germanenstamm, im Donau- und Alpenraum und kolonialisierten nach und nach die österreichischen Kernländer. Der Name „Ostarrichi“ (Österreich) tauchte erstmals im Jahr 996 auf. Die Wurzeln des heutigen Österreichs reichen in prähistorische Zeiten zurück. Das erste staatliche Gebilde war das keltische Königreich Noricum, das um Christi Geburt Großteiles in das Römische Reich integriert wurde. Damals entstanden viele römische Siedlungen wie Vindobona (Wien) oder Iuvavum (Salzburg). Mit den Wirren der Völkerwanderung zerbrach das Römische Reich. Germanenstämme und asiatische Reitervölker wie die Hunnen bevölkerten Europa. Ab dem 6. Jahrhundert siedelten sich die Bajuwaren (Bayern), ein Germanenstamm, im Donau- und Alpenraum und kolonialisierten nach und nach die österreichischen Kernländer.  tauchte erstmals im Jahr 996 auf.

Das osmanische Reich und das Habsburgerreich : Lange wechselhafte Geschicht

Das osmanische Reich und das Habsburgerreich verbinden damit eine Jahrhunderte lange wechselhafte Geschichte geprägt von Konflikten und kriegerischen Auseinandersetzungen, von gegenseitiger Faszination, ja einem wahren „Orientboom“ , im 19. Jahrhundert und – in den letzten 90 Jahren – friedvolle und sehr freundschaftliche Beziehungen. Diese spiegeln sich in der Intensität politischer Besuche, ausgezeichneten Wirtschaftsbeziehungen und massiven wirtschaftlichen Investitionen, sowie in vielfältigen kulturellen Verbindungen und Kooperationen wider.

Aus den beiden Türkenbelagerungen Wiens 1529 und 1683 lässt sich unter anderem Folgendes aus der Geschichte lernen: Je nach Bedrohungslage wurden die Türken als Angstgegner empfunden oder aber überwog die Faszination für das Exotische, das Neue. Nach der siegreichen Schlacht am Kahlenberg im September 1683 und dem Frieden on Karlowitz 1699, dem Ende des Großen Türkenkrieges, hielt die „Türkenmode in die Architektur und Kunst, in die Hofzeremonien und in Dramen und Opern Einzug. In Mozarts „Entführung aus dem Serail“(1792) wird aus dem grausamen orientalischen Tyrannen Selim Bassa ein aufklärerisches Ideal eines tugendhaften Herrschers – und ein musikalischer Ohrwurm. Die Wiener Weltausstellung 1873 präsentierte eine orientalische Stadt mit einer großen Moschee und einem türkischen Kaffeehaus. Mit der Gründung des Orientalischen Instituts an der Universität Wien1886 setzte eine Hochblüte der Orientforschung österreichische-ungarische Wissenschaftler ein. Zu den wichtigsten zählten später unter anderem Joseph Freiherr on Hammer Purgstall oder Alois Musil.

Ephesos: Seit 1893

Seit 1893 werden unter Leitung des Österreichischen Archäologischen Instituts Grabungen und Forschungen in Ephesos durchgeführt. Deren kunsthistorische Bedeutung ist angesichts der etwa zwei Millionen Besucher pro Jahr auch ein Wirtschaftsfaktor – dementsprechend wird die archäologische Forschung in Ephesos finanziell von Wirtschaftsunternehmen unterstützt.

Unter österreichischen Archäologieprojekten wäre noch der Heroon von Trysa zu erwähnen, eine einzigartige Grabanlage in Lykien, im Südwesten der Türkei, die 1841 vom Gymnasiallehrer Julius August Schönborn entdeckt wurde. Erst 40 Jahre später veranlasste Otto Bendorf Mit Genehmigung der türkischen Behörden den Transport der ca. 152 ursprünglich bemalten Reliefplatten nach Wien. Seit 2007 finanziert das Kunsthistorische Museum in Wien ein Projekt zur Untersuchung des Heroons von Trysa.

St. Georgs-Kolleg

Zu den ältesten Einrichtungen Österreichs in der Türkei gehört das St. Georgs-Kolleg: erstmals 1303 urkundlich erwähnt, wurde die Kirche 1882 als Mittelpunkt eines deutschsprachigen Werkes erworben. Es entstand eine Schule für katholische deutschsprachige Kinder, in die auch Kinder ärmerer Familien aufgenommen und ein Waisenhaus integriert wurde. Ein deutscher Lazarist, Herr Conrad Stroever, unterzeichnete im November 1882 den Kaufvertrag für St. Georg. Im Jahre 1889 wurde dann St. Georg von den österreichischen Lazaristen und Barmherzigen Schwestern übernommen, die es bis heute weiterführen. Die St. Georgs-Schule versteht sich als Schule der Begegnung auf dem Gebiet des Bildungswesens, der Kultur und Religion, der Sprachen und im sozialen Bereich. Sie gehört zu den besten Bildungsinstitutionen der Türkei und ist für seine AbsolventInnen ein wertvolles Sprungbrett zu den österreichischen und europäischen Hochschulen. Seine Alumni haben eine zentrale Brückenfunktion zwischen der Türkei und Österreich. Das St. Georgs-Krankenhaus ( Sen Jorji Hastanesi) der Barmherzigen Schwestern feiert 2012 sein 140-jähriges Bestehen und bietet seinen über 32.000 PatientInnen im Jahr mit hoher Effizienz professionelle medizinische Leistung gepaart mit der Pflege und Fürsorge christlicher Tradition.

Das Österreichische Kulturforum Istanbul

Eine weitere sehr wichtige Vertretung Österreichs in der Türkei ist das Österreichische Kulturforum Istanbul, welches es sich zum Schwerpunkt gesetzt hat, die kulturelle und wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern zu fördern und ein modernes und weltoffenes Österreichbild zu vermitteln. Dies geschieht derzeit mit über hundert Aktivitäten im Jahr. Alleine im Jahr 2012 fanden bereits in neun verschiedenen Städten der Türkei Veranstaltungen statt. Um eine nachhaltige Verankerung in der Türkei sicherzustellen, arbeitet das Österreichische Kulturforum mit einer Reihe von türkischen Institutionen und Universitäten zusammen. Die Aktivitäten reichen von Ausstellungen, klassischen Musikkonzerten über Tanz, Elektronische Musik, Performance, Installationen bis Film, Literatur, wissenschaftlichen Konferenzen und Symposien. An der Universität in Samsun und an der Österreichischen Schule St. Georg in Istanbul wurden zwei Österreich-Bibliotheken eingerichtet. Seit 2011 gibt es in Istanbul auch ein Artist-in Residence-Programm des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur. 2013 wird das Kulturforum Istanbul sein 50-jähriges Bestehen feiern.

Bosnien-Herzegowina

1879 räumte der Berliner Kongress Österreich-Ungarn das Mandat zur Besetzung und Verwaltung des osmanischen Wilayets Bosnien-Herzegowina ein, welches 1908 annektiert wurde. 1912 wurde daraufhin der Islam nach hanafitischen Ritus in Österreich anerkannt – die Grundlage für die 1978 erfolgte Anerkennung des Islams (und grds. Aller seiner Rechtsschulen) als öffentlich-rechtliche Religionsgesellschaft und der Islamischen Glaubensgemeinschaft als Vertretung der heute rund 450.000 MuslimInnen in Österreich.

Die 100-Jahrfeier des Islamgesetzes:29. Junin 2012

Die 100-Jahrfeier des Islamgesetzes fand am 29. Junin 2012 unter Mitwirkung des österreichischen Bundespräsidenten und Außenministers, sowie des Präsidenten der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich und des Präsidenten des Präsidiums für Religiöse Angelegenheiten der Türkei (Diyanet) und weiterer Ehrengäste statt. Das in Europa bis dato einzigartige Islamgesetz, was Status und Rechte der MuslimInnen und das Angebot des Staates zur Kooperation betrifft, ist eine der Grundlagen für das traditionelle und bis heute intensive Engagement Österreichs im Dialog der Kulturen und Religionen.

Türken und Österreicher: 1. Weltkrieg in Gallipoli als Waffenbrüder

Das Osmanische und das Habsburgerreich waren bis zum 1. Weltkrieg durch eine hohe Zahl an Konsulaten, etwa 40 k.k. Levantepostämter und durch die Österreichische Lloyd, eine der bedeutendsten Reedereien im östlichen Mittelmeer und zahlreiche wirtschaftliche Aktivitäten auf engste verbunden. Beide Vielvölkerstaaten kämpften bis zu ihrem Zerfall im 1. Weltkrieg in Gallipoli als Waffenbrüder. Der österreichische Kriegsmaler Wilhelm Krausz schuf 1916 das älteste Ölbild Mustafa Kemal, dem Sieger von Anafartalar, für ein Album.

 

Mustafa Kemal Atatürk und ÖsterreicherInnen

1923 gründete Mustafa Kemal Atatürk die Republik Türkei. An der Gestaltung des Regierungsviertels der neuen Hauptstadt Ankara wirkten zahlreiche österreichische Architekten, unter ihnen Clemens Holzmeister, mit. Zu Holzmeisters wichtigsten 15 Bauten gehören das Parlament, der Präsidentenpalast, einige Ministerien und Banken sowie das Gebäude der Österreichischen Botschaft. Der Bildhauer Heinrich Krippel schuf ein berühmtes Reiterstandbild Atatürks in Samsun. Auch heute sind aktuelle Architektur und Fragen des modernen, energieeffizienten Wohn- und Sozialwohnbaus wichtige Themen im Dialog zwischen Österreich und der Türkei.

Während des 2. Weltkrieges und der Zeit des Nationalsozialismus fanden in der neutralen Türkei zahlreiche deutschsprachige Flüchtlinge, also auch Österreicher und Österreicherinnen vor politischer und antisemitischer Verfolgung Zuflucht. Diese Gruppe der <<haymatloz>> stellte eine bedeutende Zahl an Wissenschaftlern, Professoren und Technikern an den neu gegründeten Universitäten der Türkei; stellvertretend für viele seien hier Margarete Schütte-Lihotzky, Architektin, oder Andreas Tietze, Turkologe, genannt.

Der wirtschaftliche Aufschwung Mitte der 1950er Jahre in Westeuropa führte auch in Österreich zu verstärkter Nachfrage an Arbeitskräften. 1964 wurde das Anwerbeabkommen mit der Türkei unterzeichnet. 2012 leben in Österreich rund 250.000 Personen mit türk. Migrationshintergrund (Geburtsort bzw. Staatsbürgerschaft), die meisten in Wien (mehr als 75.000 Personen) und rangieren damit nach Deutschen und Serben an dritter Stelle. Seit April 2011 gibt es ein Staatssekretariat für Integration, welches zahlreiche Maßnahmen zur Integration und Partizipation von ZuwanderInnen setzt.

 

Rund 4000 türkischen Studierende in Österreich fördern den intellektuellen Austausch und profitieren von der Ausbildung zu jungen Fach- und Führungskräften; die von türkischen Zuwanderern gegründeten Klein- und Mittelbetriebe sind längst ein bedeutsamer Wirtschaftsfaktor in Österreich. Die ZuwanderInnen aus der Türkei tragen auch zur kulturellen Vielfalt und zum wirtschaftlichen Erfolg Österreichs bei.

Etwa 500.000 Österreicherinnen und Österreicher verbringen ihren Urlaub jährlich in der Türkei, immer mehr ÖsterreicherInnen wählen Küstenorte im Süden und Westen der Türkei Landes als Zweit- oder Altwohnsitz.

Mit einer der höchsten Wachstumsraten Europas präsentiert sich die Türkei als eine wirtschaftlich erfolgreiche und geopolitisch bedeutsame Schnittstelle zwischen Europa, dem Nahen Osten und Asien. Das macht die Türkei auch für zahlreiche österreichische Unternehmen attraktiv, die ihre Zusammenarbeit mit türkischen Partnern stark intensiviert haben; die Exporte Österreichs in die Türkei überschritten 2011 erstmals die Zwei-Milliarden-USD-Grenze; in den vergangenen Jahren war Österreich aufgrund des Engagements österreichischer Energiekonzerne der größte Auslandsinvestor in der Türkei.

Die traditionell engen politischen Beziehungen spiegeln sich an den bilateralen Staatsbesuchen 2008, 2010 und zuletzt von Bundespräsident Dr. Heinz Fischer im Juni 2012 in der Türkei sowie in den laufenden Arbeitsbesuchen auf Regierungsebene und interministeriellen Kooperationen wider.

 

Die Zusammenarbeit von Universitäten, zivilgesellschaftlichen Organisationen und Kultureinrichtungen beider Länder, zahlreiche Projekte im Bereich des Dialogs der Kulturen und Religionen, Menschenrechte oder Frauenförderung zeigen die Notwendigkeit und das Interesse an der Intensivierung der Zusammenarbeit.

Österreich trägt zu den intensiven und erfolgreichen Beziehungen durch seine Botschaft in Ankara, sein Generalkonsulat in Istanbul, zwei Außenwirtschaftszentren, das Kulturforum in Istanbul, durch 10 Honorarkonsulate und ein Büro des Österreichischen Rundfunks (ORF) in Istanbul maßgeblich bei – und selbstverständlich durch das Engagement und das Interesse der Bevölkerung beider Länder, sowie der AuslandsösterreicherInnen in der Türkei und türkischen ZuwanderInnen in Österreich.

Österreich und die Türkei, das soll hier deutlich werden, haben aus historischen Gründen und aufgrund gemeinsamer politischer und wirtschaftlicher Interessen ein hohes Potenzial an künftigen Kooperationen. “

 

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